Kooperative Führung – Interview mit Anne Rosenthal

Kooperative Führung - Interview mit Anne Rosenthal

Anne Rosenthal ist als Betriebsleiterin von Jim Block Wilmersdorf für sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich. Lesen Sie in diesem Interview, warum sie kooperativ führt und Diskussionen mit Mitarbeitenden die Unternehmensentwicklung fördern.

HOGALife: Welchem Führungsstil würden Sie sich zuordnen?

Rosenthal: Ich bin strikt für einen kooperativen Führungsstil. Ich möchte mit den Mitarbeitenden zusammen Lösungen finden und bin für Diskussionen offen. Klar, es gibt auch Vorgaben, deren Einhaltung wir verlangen müssen. Aber grundsätzlich, bei operativen Herausforderungen, versuche ich immer, die Belegschaft mit einzubeziehen und nach ihren Ideen zu fragen. Das Ziel ist von der Geschäftsführung vorgegeben, aber wie wir dahin kommen, entscheiden wir im Team.  

Anne Rosenthal
Anne Rosenthal, Betriebsleiterin bei
Jim Block in Berlin
HOGALife: Welche Vorteile bringt dieser Führungsstil?

Rosenthal: Das Miteinander ist viel produktiver. Ich habe früher gedacht, man muss Chef sein und auf den Tisch hauen können. Aber das bringt gar nicht so viel. Autoritär zu sein, ist auf eine gewisse Art sehr einfach. Aber wenn ich kooperativ bin, muss ich auch bereit sein, zu überzeugen und gute Gründe zu benennen. Und auch zuhören und auf Argumente eingehen. Der Vorteil ist: Jeder weiß, warum er etwas tut, Motivation und  Commitment sind viel höher, Fehlerhäufigkeit geringer.

HOGALife: Aber kann man wirklich alles diskutieren?

Rosenthal: Ja, beispielsweise müssen fest geschriebene Sachen, wie Hygienevorschriften, nicht nur erklärt werden, sondern man muss auch darüber diskutieren können. Auch wenn wir das Ergebnis nicht ändern können, hilft das Hinterfragen, Zusammenhänge zu verstehen, gerade auch für neue Mitarbeitende. Und manchmal haben Mitarbeitende Ideen, die wirklich sehr wertvoll sind. Beispielsweise hat einer unserer Mitarbeiter eine neue, viel effizientere Burgersaucenspritze bei uns eingeführt, die die ganze Unternehmensgruppe übernommen hat.

HOGALife: Fördert Empathie in der Personalführung das Vertrauen?

Rosenthal: Vertrauen hat etwas damit zu tun, wie man sich den Mitarbeitenden gegenüber bewährt. Sie müssen wissen, dass meine Tür immer offen ist und sie sich verlassen können, dass eine Information sicher bei mir ist. Ich muss einschätzen können, wie emotional belastet mein Mitarbeiter derzeit ist, bevor ich mit ihm ins Kritikgespräch gehe. Da muss ich empathisch sein. Und dadurch schaffe ich mir Vertrauen. Das merke ich daran, dass sie mit mir auch mal private Angelegenheiten besprechen. Ich weiß, wenn es privat kriselt, kann sich das auch auf die Arbeit auswirken. Meine Aufgabe ist es, das zu erkennen und mit der Mitarbeiterin das Gespräch zu suchen und darüber zu reden, wie man helfen kann.

HOGALife: Wie war Ihr Weg vom autoritären zum kooperativen Führungsstil?

Rosenthal: Ich komme aus der Hotellerie. Jim Block ist meine erste Führungsstelle. Aber Jim Block ist mit einem Hotel natürlich nicht vergleichbar. Ich kannte es zum Beispiel gar nicht, dass man sich am Arbeitsplatz duzt. Jim Block möchte das gerne und ich fühlte mich anfangs eher unwohl damit. Mir fehlten die professionelle Distanz und die Möglichkeit, als Respektsperson aufzutreten. Aber schon bald lernte ich, Respekt erarbeitet man sich nicht durch die Anrede, sondern durch Wissen, Engagement und ein offenes Ohr. Heute diskutiere und bespreche ich alles mit meinem Team und übertrage ihnen auch außerfachliche Verantwortung, die sie oftmals als sehr motivierend wahrnehmen.

HOGALife: Können Sie uns dazu ein konkretes Beispiel nennen?
 

Rosenthal: Unser Ziel ist es derzeit, die Gästezahl zu erhöhen, und dafür haben wir von der Geschäftsleitung die Erlaubnis, Mikromarketing zu betreiben. Was wir genau machen, können wir frei entscheiden. Den Auftrag hat eine unserer Küchenmitarbeiterinnen mit meinem Stellvertreter gemeinsam übernommen. Die Mitarbeiterin konzipierte und koordinierte beispielsweise im Sommer für einen Monat eine Burgerbildaktion. Die Kinder konnten Bilder einreichen, wir entschieden uns für ein Gewinnerbild und schenkten dem Kind eine Geburtstagfeier mit 5 Gästen aufs Haus. Wir haben auch schon eine Schulnotenaktion durchgeführt und werden demnächst in den umliegenden Geschäften Miniburger verteilen. Die Ideen kommen alle vom Team, nicht von der Zentrale.

Vorteile der kooperativen Führung

balance
Kommunikation auf Augenhöhe
zuhören
Bedarfe und Expertise im Team einholen gehört zu den täglichen Kommunikationszielen.
handshake.png
Vertrauen schaffen, so dass auch heikle Themen berücksichtigt werden können.
customer
Alle Mitarbeitenden werden ernst genommen.

Download Best Practice

Ähnliche Beispiele zu Personalführung

Katrin Wildau-Wiedstruck
Politik der offenen Tür
Interview mit Katrin Wildau-Wiedstruck
Wettbewerb
Projektgruppen - Wissen und Erfahrungen
der Mitarbeitenden nutzen
Gesund Führen
Gesund Führen – Achtsamer Umgang mit mir und meinen Mitarbeitenden