Politik der offenen Tür – Interview mit Katrin Wildau-Wiedstruck

Politik der offenen Tür - Interview mit Katrin Wildau-Wiedstruck

Katrin Wildau-Wiedstruck ist Personalleiterin von drei Berliner Hotels, unter anderem dem Holiday Inn Berlin City East (HIBCE). Durch ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau und ihre langjährige Berufserfahrung weiß sie, wie sie ihre Mitarbeitenden erreicht. Eines ihrer wichtigsten Instrumente ist die “Politik der offenen Tür”: Zu jeder Zeit haben die Mitarbeitenden die Möglichkeit, spontan mit ihr zu sprechen.

HOGALife: Was genau bedeutet für Sie die Politik der offenen Tür?

Wildau-Wiedstruck: Meine Tür ist im Büro immer offen. Alle können jederzeit zu mir rein kommen. Auch wenn ich gerade beschäftigt bin. Wenn ein Mitarbeiter den Weg ins Büro auf sich nimmt, dann hat er etwas auf dem Herzen, was für ihn sehr wichtig ist, sonst würde er nicht vorbeikommen.

Katrin Wildau-Wiedstruck
Katrin Wildau-Wiedstruck​, Personalleiterin des Holiday Inn Berlin City East
HOGALife: Sie würden sie also niemals bitten, zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal zu kommen?

Wildau-Wiedstruck: Ich möchte zu keinem Zeitpunkt, dass die Mitarbeitenden das Gefühl haben, mich zu stören. Dann trauen sie sich vielleicht nicht mehr mich anzusprechen, weil die Hemmungen zu hoch sind. Ich unterbreche das, was ich gerade tue, drehe mich vom Monitor weg, nehme mir bewusst Zeit und höre genau zu. Ich konzentriere mich auf das Gespräch und versuche zwischen den Zeilen lesen, denn oft wird Unzufriedenheit nur verdeckt ausgedrückt. Und bin ich mal tief in eine Aufgabe versunken, dann bitte ich den Mitarbeiter sich zu setzen und kurz zu warten. Zwei Minuten später bin ich für ihn da.

HOGALife: Erreichen Sie damit alle Mitarbeitenden?

Wildau-Wiedstruck: Nein. Viele haben einfach keine Zeit, während der Arbeitszeit zu mir hoch zu kommen. Dann wollen sie nach der Arbeit kommen, aber vergessen es. Die Konsequenz: Sie haben tage-, manchmal wochenlang ein Anliegen, das nicht gelöst wird. Daher versuche ich täglich und zu unterschiedlichen Zeiten durch die Operative zu gehen und mit den Mitarbeitenden ins Gespräch zu  kommen. Es passiert eigentlich nie, dass ich „unbehelligt“ durch Küche und Service laufe. So erreiche ich auch die Kollegen, die selten oder gar nicht den Weg  zu mir finden.

HOGALife: Wird ihr Engagement wertgeschätzt?

Wildau-Wiedstruck: Die Mitarbeitenden wissen das zu schätzen. Sie nehmen wahr, dass alle gleich wichtig sind, egal ob die Person Teller wäscht oder eine Abteilung leitet. Dieses Gefühl vermittele ich ihnen auch durch zeitnahe Dienstleistungen. Urlaubsreservierung oder Fragen zur Entgeltbescheinigung bearbeite ich immer vorrangig, so dass die Mitarbeitenden spätestens am nächsten Tag ihre Informationen haben. Das zeigt auch, dass sie uns wichtig sind.

HOGALife: Das ist eine tolle Art, Vertrauen aufzubauen.

Wildau-Wiedstruck: Ich versuche mich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Ich kenne die Arbeit der anderen Abteilungen und weiß, wie körperlich anstrengend sie ist. Und dann sollen sie auch noch immer freundlich und nett sein, zu den Gästen, Kollegen und Vorgesetzten. Vor kurzem stand ich eine Stunde an der Spüle und habe ausgeholfen. Das kommt zugegeben selten vor, aber für viele neue Kollegen und Azubis war das ein sehr positives Bild und motiviert ungemein. Ich bin mir nicht zu schade für Arbeiten, die andere jeden Tag machen. Alle diese kleinen Dinge führen zum Ziel. Nicht eine große Sache.

Die Vorteile der Politik der offenen Tür

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Vertrauen schaffen.
creativity
Niedrigschwellige Gesprächsgelegenheiten schaffen.
customer
Wertschätzung unabhängig von der Position.
Kompetenzen aufbauen
Es ist die Aufmerksamkeit für die vielen kleinen Dinge, die motiviert.

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